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27
Apr
2023

NW 2020/1006 und NW 2021/1058

Anlass:
Am südlichen Ortsrand des Ortsteils Thorr in Bergheim sollte ein Neubaugebiet entstehen. Da der Ort an der Trasse der Via Belgica im Bereich der Kreuzung mit einer weiteren römischen Fernstraße liegt und ein römischer Vicus unterhalb des heutigen Ortes bekannt war, wurde zunächst eine Sachverhaltsermittlung und später eine Grabung innerhalb der Planstraßen beauflagt, um die römischen und möglichen vorgeschichtlichen Befunde zu untersuchen.

Auftraggeber: Canoende Tiefbau GmbH

Ergebnis: Neben wenigen Befunden aus dem Weichbild des römischen Vicus und einigen Gruben- und Pfostenbefunden vorgeschichtlicher Zeitstellung konnte auf einem Teil der Untersuchungsfläche ein Ausschnitt aus einem merowingischen Gräberfeld erfasst werden, in dem 75 Gräber freigelegt werden konnten. Bedingt durch unterschiedliche Ausschachtungstiefen bei den Bestattungen war die Erhaltung der Skelette stark unterschiedlich und reichte von schwachen Knochenschatten, die gerade noch eine Rekonstruktion der Lage möglich machten, bis zu einer vollständigen Erhaltung.
Neben einfachen Sargbestattungen mit keinen oder nur wenig Beigaben, die vor allem am südlichen Rand des Gräberfeldes dokumentiert wurden, konnten auch insgesamt 15 Kammergräber aufgedeckt werden. Eines der Kammergräber wurde zusätzlich noch mit einem segmentierten Kreisgraben besonders herausgehoben (Abb.1). Keines der Kammergräber wurde ohne Beraubungsspuren aufgefunden. Vereinzelt ließ sich eine zeitnahe Beraubung mehrerer Gräber durch das Auffinden von kleinen Gräbchen nachweisen, die mehrere Gräber miteinander verbanden.
Die verbleibenden Beigaben und die unberaubten Gräber erlauben eine Datierung der Belegung in das 6. und den Beginn des 7. Jahrhunderts. Besonders herauszustellen ist dabei die unberaubte Bestattung eines Bewaffneten (Abb. 2). Er wurde mit einer Kombination aus Spatha und Sax bestattet und neben seinem Kopf wurde ein Schild abgelegt, von dem sich der Schildbuckel und eine eiserne Schildfessel erhalten haben. Außerdem wurden neben dem Leichnam noch Speere abgelegt, von denen sich die Spitzen erhalten haben. Neben dem Kopf befand sich ein vollständiger Knickwandtopf, in dem ein ebenfalls unbeschädigter brauner Sturzbecher lag. Während der Knickwandtopf und der Sturzbecher eher noch eine Datierung in das 6. Jahrhundert erlauben, deuten die Gürtelschnallen eher in den Beginn des 7. Jahrhunderts.
Die Bestattung im Kreisgraben zeigte Beraubungsspuren im Bereich des rechten Oberkörpers. Neben dem linken Arm lag noch eine fragmentierte Saxklinge, und zu seinen Füßen wurde noch ein Schildbuckel geborgen, der mit versilberten Rundkopfnieten befestigt gewesen ist.
Als außergewöhnlich muss auch die Doppelbestattung zweier Kinder in einem gemeinsamen Sarg gewertet werden (Abb.3). Die Kinder hatten wohl ein unterschiedliches Alter, dem größeren der beiden war ein Gürtel mit einem Messer mitgegeben worden, dessen Riemenzunge ein aufwendiges Kerbmuster aufwies.


Abb. 1
Kammergrab mit zusätzlich gegenüberliegendem Kreuzgraben (Foto archaeologie.de / Alexandra Schubert)


Abb. 2
Unberaubte Bestattung eines Bewaffneten (Foto archaeologie.de / Alexandra Schubert)


Abb. 3
Doppelbestattung zweier Kinder in gemeinsamen Sarg (Foto archaeologie.de / Alexandra Schubert)

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