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24
Apr
2019

(MKZ 4009,230)

Anlass:
Es handelt sich bei der Umgestaltung der Bernhard-von-Galen-Straße um Teilbereich 4 (Bauabschnitt 1) des Projektes „UrbaneBERKEL“. Gegenstand der Maßnahme war die Erneuerung der Straßenoberfläche, der Gehwege und Parkplätze sowie das Pflanzen von Bäumen (insgesamt ca. 4000 m²). Gleichzeitig erfolgte die Erneuerung sämtlicher Versorgungsleitungen.

Auftraggeber:
Stadt und Stadtwerke Coesfeld

Ergebnis:
Da die Anlage der Bernhard-von-Galen-Straße erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte, war bei der Baumaßnahme mit einer Vielzahl an Befunden zu rechnen.

Die ältesten Funde und Befunde datieren in das Hochmittelalter, nehmen dann aber mit dem 13., 14. und 15. Jahrhundert deutlich zu. Gerade die mittelalterlichen Siedlungsreste setzen sich in erster Linie aus Erd- (Gruben, Brandhorizonte, Mudden u. v. m.) und Holzbefunden zusammen

Im 15. und 16. Jahrhundert fand eine Umgestaltung des Areals statt, wobei es zur Anlage zahlreicher Bürgerhäuser kam, deren Gärten teilweise bis an die Berkel reichten. Diese Gebäude wurden hierbei immer wieder partiell bei den verschiedenen Bodeneingriffen erfasst; die Grabungsergebnisse insgesamt ermöglichen unter anderem Erkenntnisse zu Ausdehnung, Alter und Bauweise.

Mehrere dieser Häuser erwarben die Jesuiten, als sie in den 1620er Jahren nach Coesfeld kamen um ein Kloster einzurichten. Mit der Ankunft der Hessen, nur wenige Jahre später, ging die Zerstörung der Gebäude und die Vertreibung des Ordens einher. Nach der Rückkehr der Jesuiten in die Stadt wurden – auch durch die großzügige Förderung des Fürstbischofs Christoph Bernhard von Galen – zahlreiche weitere Gebäude erworben, abgerissen und mit einem Klosterneubau ab den 1660er Jahren begonnen.

Besonders das zunächst erbaute Kolleggebäude ließ sich besonders gut nachweisen. Erhalten waren die 1,30 m breiten Backsteinfundamente und -außenmauern samt dem innenliegenden Boden aus Natursteinplatten. In NNW-SSO-Richtung verlaufend konnte zudem eine Ziegelreihe mit Brandspuren freigelegt werden, welche die ehemals vorhandene Innengliederung des Gebäudes teilweise nachvollziehen lässt.

Weiterhin ließen sich an verschiedenen Bereichen die Fundamente der Jesuitenkirche erfassen, darunter auch der ehemals vorhandene (nach dem Krieg nicht wiederaufgebaute) Treppenturm im Südwesten sowie letzte Reste der Anbauten an der Nordost- und Südostecke, die ehemals zu Sakristeizwecken genutzt wurden. Begrenzt wurde das Klosterareal nach Westen hin ursprünglich durch einen 2,80 m breiten Durchgang zwischen Kolleggebäude und Kirche. Dieser Durchgang wies verschiedene Fundamentierungen (Natursteinbruch, Backstein und Ziegelschutt), insgesamt aber durchgehend aufgehendes Backsteinmauerwerk auf.

Ein ebenfalls guter Erhaltungszustand der Fundamente kann für das in den 1720er Jahren errichtete Unterrichtsgebäude an der Ostseite der Jesuitenkirche konstatiert werden. Die bis zu 1,10 m breiten Fundamente aus Natursteinbruch überlagerten hierbei teilweise ein Vorgängergebäude.

Weiterhin standen ehemals am West- wie auch am Ostende der Bernhard-von-Galen-Straße eine Reihe an Bürgerhäusern, die zeitlich zwischen das 15. und 19. Jahrhundert datieren bzw. teilweise bis zum Zweiten Weltkrieg an dieser Stelle standen.

Prägend für das Gelände war damals (wie auch heute) die von NO nach SW fließende, inzwischen künstlich verlegte Berkel. Neben dem alten Flusslauf konnte auch ein Übergang in Form von vier Widerlagern gefasst werden. Dieser Brückenrest ließ sich zeitlich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen.

Coesfeld, MKZ 4009 0230, Schnitt 44, Planum 2, Befund 180, 1514, 1515 und 1516, gegen Nordosten

Abbildung 1:
Innenraum des ehemaligen Kolleggebäudes im heutigen Straßenbereich (Abschnitt 3 von 4).
(Foto: archaeologie.de/Sarah Koppelmann)

Coesfeld, MKZ 4009, 0230, Schnitt 12, Planum 2, Befund 443, 472, 477 bis 479, gegen Westen

Abbildung 2:
Natursteinbruchfundament des Unterrichtsgebäudes mit darunter befindlicher Treppe (samt Ziegelboden und Schalenmauerwerk aus Natursteinen) des Vorgängergebäudes.
(Foto: archaeologie.de/Sarah Koppelmann)

Coesfeld, MKZ 4009, 0230, Schnitt 5, Planum 4, Befund 401, 404 bis 407, gegen Westen

Abbildung 3:
Plattenboden (mit unterliegender Brandschicht) eines Gebäudes am Ostende der Bernhard-von-Galen-Straße.
(Foto: archaeologie.de/Philipp Bockelbrink)

 

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