NW 2019/1081 und NW 2020/1123
Anlass:
Am östlichen Rand von Euskirchen-Kuchenheim wurde ein größeres Neubaugebiet geplant. Bereits bei Prospektionsmaßnahmen anfangs der 200er Jahre waren Hinweise auf eine eisenzeitliche Siedlung erfasst worden, die nun zunächst in einer Sachverhaltsermittlung genauer geprüft werden sollten. Die dort aufgefundene hohe Befunddichte führte zu einer flächigen Grabung im Plangebiet.
Auftraggeber: G + S Wohnbau GmbH
Ergebnis: Aufgefunden werden konnten Siedlungsbefunde eines mehrphasigen vorgeschichtlichen Siedlungsplatzes. Dabei handelt es sich vor allem um die Reste von Pfosten und Gruben. Da die Pfostenspuren zum großen Teil sehr dicht nebeneinanderliegen, gestaltet sich die Rekonstruktion von Hausgrundrissen bisher schwierig. Einzelne Gebäude deuten sich jedoch an. Die Grenze der Siedlung wurde in Richtung Süden erfasst, während sie in den anderen Richtungen an die bereits bestehende Bebauung anzuschließen scheint. In Richtung Nordwesten befinden sich Störflächen aus der Zeit des 2. Weltkriegs, dort zieht der unter dem Löss anstehende Kies auch stark nach oben, so dass die Erhaltungstiefe der Befunde nur noch gering war.
Die Datierung der Funde deutet eine Nutzung der Siedlung ab der späten Hallstattzeit an und eine Besiedlung bis in die späte Eisenzeit. Ein kleines Areal mit Urnenbestattungen konnte im Süden entlang der Grenze des bewohnten Bereichs gefasst werden. Zwischen den Urnen wurden aber auch jüngere Befunde aufgedeckt, unter anderem etliche kegelstumpfförmige Vorratsgruben mit einer Erhaltungstiefe von bis zu 1,4 m. Am südöstlichen Siedlungsrand wurde bereits bei der Sachverhaltsermittlung ein Brunnen erfasst, dessen Unterkante aber nicht erreicht werden konnte.
Besonders herauszustellen am Fundplatz Euskirchen-Kuchenheim sind die latènezeitlichen Körperbestattungen. Dabei handelt es sich um eine Einzelbestattung am südwestlichen Rand der Siedlung (Abb.1), eine Mehrfachbestattung im Zentrum und zwei in Gruben abgelegten menschlichen Schädeln. Während die schlecht erhaltenen Schädel nur allgemein in den Siedlungskontext gestellt werden können, wurde bei der einzelnen Bestattung eine Buntmetallfibel des Typs Kostrewski K gefunden, so dass eine latènezeitliche Datierung in die Phase D gesichert ist.
Besonders spektakulär aber war die Dreifachbestattung im Zentrum der Siedlung (Abb.2). Dort wurden zwei junge Männer gemeinsam bestattet, und zwischen ihnen lag noch der abgetrennte Schädel eines weiteren Individuums. Eines der beiden nahezu vollständig erhaltenen Skelette hatte unter sich ein vollständig erhaltenes Langschwert mit Scheide körperparallel liegen. Auch dieses lässt sich sicher in die späte Latènezeit datieren. Die Skelette wurden anthropologisch untersucht und C14-datiert. Es handelt sich bei allen Bestatteten um junge Männer. Während Schwertbeigaben in Gräbern in der Latènezeit nichts Ungewöhnliches sind, handelt es sich bei dem Fund aus Euskirchen um den ersten Fund dieser Zeitstellung aus dem Rheinland. Das Alter der Bestatteten, der gewaltsam vom Körper getrennte menschliche Schädel und die Waffenbeigabe deuten einen kriegerischen Kontext an. Eine Verbindung der Flachlandsiedlung Euskirchen-Kuchenheim mit Abschnittsbefestigung in Euskirchen-Kreuzweingarten scheint wahrscheinlich.
Abb. 1
Einzelbestattung am südwestlichem Rand der Siedlung (Foto archaeologie.de / Alexandra Schubert)
Abb. 2
Dreifachbestattung im Zentrum der Siedlung (Foto archaeologie.de / Alexandra Schubert)