(OV 2016/1040)
Anlass: Im Zuge der Errichtung eines Wohnheimes im Zentrum von Korschenbroich, im rückwärtigem Areal der Bebauung an der Kirche St. Andreas, wurde seitens des LVR/Obere Denkmalbehörde eine Baubegleitung veranlasst. Im Untersuchungsgebiet um das ehemalige Dorfzentrum herum, bestand die Möglichkeit auf mittelalterliche Befunde zu stoßen.
Auftraggeber: Caritasverband
Ergebnis: Bei dem Grabungsgelände handelt es sich um den zentralen Bereich des über Jahrhunderte gewachsenen und veränderten Pfarrguts. Das in Quellen überlieferte Pfarrgut bildete zusammen mit der Kirche die Keimzelle des heutigen Korschenbroichs. Bei der Ausgrabung konnten diverse mittelalterliche Baustrukturen, Gruben- und Grabenbefunde freigelegt werden. Besonders stechen dabei drei Kellerbefunde verschiedener Zeitphasen hervor.
Das Kellerensemble gehörte zur ökonomischen Infrastruktur und diente wohl über Jahrhunderte dazu, die Versorgung des Pfarrguts sicherzustellen. Nach einer frühesten Phase im Hochmittelalter (12./13. Jh.), in die der Steinkeller St. 94 zu setzen ist, wurde in der beginnenden Neuzeit ein Backsteinkeller (St. 5) errichtet. In dieser Zeit wurde Keller St. 94 vermutlich zu einem Wirtschaftsgebäude umgebaut. Eine Rekonstruktion als Remise kommt dem vermutlich am Nächsten. Der jüngste der drei Keller ist ein aus Liedberger Sandstein errichteter Gewölbekeller (St. 39), dessen Entstehungszeit im 17. Jahrhundert zu vermuten ist. Der zu Beginn der Neuzeit teilverfüllte und veränderte Keller St. 94 und der Backsteinkeller St. 5 wurden spätestens im 19. Jahrhundert aufgegeben, während der Gewölbekeller St. 39 noch bis ins 20. Jh. genutzt wurde. Die Aufgabe der Keller St. 5 und St. 94 fällt vermutlich in den Zeitabschnitt, in dem das alte Pfarramt und die neue Basilika errichtet wurden, also der Zeitraum von 1850 bis 1890.
Ein ebenfalls auf dem Areal freigelegter Ofen kann wohl als Backofen gedeutet werden, der für die Versorgung der Kleriker bestimmt war. Zum Pfarrgutareal gehörte des Weiteren ein System aus (Abwasser)-gräben, welche über die Jahrhunderte genutzt und in Form eines gemauerten Kanals in der Neuzeit erneuert wurden.
Das westliche Untersuchungsareal mit Backsteinkeller St. 5 (im Vordergrund) und Gewölbekeller St. 39 (oben links im Hintergrund). (Foto: archaeologie.de/ Thorsten Quenders)